TikTok App: Kinder digital begleiten

Heute habe ich in einer Studie gelesen, dass TikTok zwar unter Kids und Teens allergrößte Popularität genießt, Erwachsene und Eltern die App aber häufig nicht kennen – und schon gar nicht, was es damit auf sich hat. Ich sage immer: Das ist nicht schlimm und auch natürlich. Denken wir nur daran, wie Eltern aufgewachsen sind – damals gab es die ganzen digitalen Themen einfach noch nicht. Es gibt Dinge, die wurden Eltern nie beigebracht, wie sollen sie sie dann ihren Kindern beibringen?? Für Kids und Teens ist TikTok mittlerweile genauso “Must Have” wie Instagram, Snapchat oder WhatsApp. Und es ist nicht schlimm, wenn Eltern die App nicht kennen oder die Mechanismen dahinter nicht verstehen. Schlimm ist, wenn Kinder die App nutzen und Eltern sich nicht damit beschäftigen. Denn wie in jedem sozialen Netzwerk gibt es auch bei TikTok Problemfelder …

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Wie funktioniert TikTok?

TikTok ist längst nicht mehr nur die witzige Playback App, bei der man die Lippen zu Musik bewegt. Jede Art von Content erobert das soziale Netzwerk, oft unterhaltsam, manchmal grenzwertig. Jeder Clip geht zwischen 15 und 60 Sekunden und ist damit ein super kurzes Video. Dieses kann man mit Filtern und Effekten bearbeiten und hochladen, also veröffentlichen und auf dem eigenen Gerät speichern. Mittlerweile kann man vor der Veröffentlichung entscheiden, wer das Video sieht. Es geht also auch: privat (nur ich). Das ist gut, weil man es nur für sich veröffentlicht, dann runterlädt, also auf dem Gerät speichert und es bei TikTok selbst wieder löschen kann. 

Wer steckt hinter TikTok?

TikTok gehört zu ByteDance mit Hauptsitz in China. Das ist auch der Grund, warum die App sehr umstritten ist. In China gibt es weder Presse- noch Meinungsfreiheit. Und so wird bei TikTok massiv kritisiert, dass der Konzern unter Kontrolle der chinesischen Regierung stehen soll. Wer sich einen detaillierten Einblick wünscht, findet bei den Journalisten von netzpolitik.org jede Menge Informationen zum Thema.

Welche Problemfelder gibt es bei TikTok?

  • Einige Kinder präsentieren sich hier ohne das Wissen ihrer Eltern – auch (teils unwissend) aufreizend. Wie bei allen Apps ist es auch und gerade bei TikTok besonders wichtig, mit dem Kind Nutzungsregeln zu vereinbaren UND zu verstehen, was man überhaupt einstellen kann und sollte. Die App ist mit einer Altersfreigabe von 12+ in den App Stores, was übrigens keine pädagogische Empfehlung ist. (Altersfreigaben in App Stores sind NIE pädagogische Empfehlungen).
  • Zwar ist die App in der Nutzung kostenlos, allerdings gibt es in den Livestreams die Möglichkeit, dass Kinder ihre Idole mit Geldgeschenken unterstützen. >> In-App Käufe in den Einstellungen des Smartphones deaktivieren oder mit Passwort schützen.
  • Challenges: Im Februar 2020 wurde die Skullbreaker Challenge durch TikTok bekannt, deren Sichtbarkeit von TikTok selbst jedoch binnen 24 Stunden eingeschränkt, da es sich um eine lebensgefährliche Challenge handelte. Im Sommer 2020 kam die Superglue Challenge zurück, hier kleben sich Teenager mit Sekundenkleber an Gegenstände oder kleben Körperteile zusammen / Lippen nach oben. Challenges, die bei TikTok gezeigt werden sind sehr häufig sehr gefährlich. Kinder müssen wissen, dass sie nie eine Challenge nachmachen sollten.
  • Wer im öffentlichen Modus postet, muss damit rechnen, dass die Videos geteilt werden, und somit auch Menschen außerhalb der App das entsprechende Video sehen. Diese Aufnahmen können sich unter Umständen sehr schnell verbreiten und lassen sich nie wieder aus dem Internet löschen. 
  • Wie in allen sozialen Netzwerk mit Chat- und/oder Kommentarfunktion besteht auch bei TikTok die Gefahr, dass Fremde das Kind kontaktieren oder niveaulose, verletzende Kommentare dalassen. Achtung auch in Bezug auf Cybergrooming, auch hier sollten Kinder altersgerecht aufgeklärt sein!

Ich empfehle unbedingt:

  • Sprecht mit eurem Kind über die App und informiert euch, ob es sie bereits nutzt.
  • Falls ja, erlaubt kein öffentliches Profil und trefft die Vereinbarung, dass Videos nicht veröffentlicht werden dürfen. So kann das Kind die App zwar nutzen, die Videos dann aber nur auf dem eigenen Gerät speichern und NICHT teilen. Weitere wichtige Punkte habe ich hier zusammengefasst:

TikTok nutzen – 12 Dinge, die Eltern wissen sollten

  1.  Falls ihr TikTok nicht löschen möchtet, empfehle ich euch nach Download und Anmeldung in der App, das Profil für eure Kids sofort in den privaten Modus zu stellen. Einfach in die Einstellungen gehen und den entsprechenden Button unter „Privatsphäre und Sicherheit“ aktivieren. Das ist wirklich wichtig, denn wenn Kinder TikTok öffentlich nutzen, bekommen auf der ganzen Welt Menschen diese Videos zu Gesicht. Eine seltsame Vorstellung, oder? Es ist aber ja nicht nur so, dass andere überall auf der Welt, Männer wie Frauen, Junge wie Alte, das Video eures Kindes sehen – sie können es auch Kommentieren und mit ihren Worten euer Kind eben auch kränken, bloßstellen oder verletzen.
  2. Wenn das Kind einen Namen vergeben soll: Immer einen Nutzernamen wählen, nicht den echten Namen. Und am besten einen Namen, der nicht erschließen lässt, ob es sich um ein Mädchen oder einen Jungen handelt! Also niemals: Sarah13_Berlin. Sondern, zum Beispiel: BIRDgt61x.
  3. Stellt das Profil außerdem so ein, dass nur Freunde eurem Kind Privatnachrichten schicken dürfen. Das geht ganz einfach in den Einstellungen unter „Privatsphäre und Sicherheit“. In diesem Reiter könnt ihr unter SICHERHEIT auch diverse Funktionen auf “Aus” oder “Freunde” stellen. Darunter: Wer kann Kommentare veröffentlichen, wer kann mit dir ein Duett aufführen, wer darf auf Videos reagieren, wer Nachrichten senden, wer kann Videos sehen, die mir gefallen. Der Kommentarfilter ist ebenso wichtig, so dass Spam oder beleidigende Kommentare gefiltert werden. Auch kann man Schlüsselworte wie zum Beispiel “sexy” filtern.
  4. Digital Wellbeing: Hier können Eltern nach Vergabe eines geheimen Codes einstellen, ob das Zeitlimit der Bildschirmzeit aktiviert ist. Bei aktiver Funktion beträgt das Limit 60 Minuten. Im eingeschränkten Modus werden Inhalte begrenzt, die im Zweifel nicht für Kinder geeignet sind. Wie zuverlässig diese Funktion läuft, lässt sich nicht beurteilen, sie zu aktivieren kann jedoch nicht schaden.
  5. Wenn ihr diese Dinge eingerichtet habt: Entdeckt mit euren Kids gemeinsam die App. Dreht ein paar Videos, um zu verstehen, wie das Prinzip der App ist. Schaut euch Videos von anderen an, um ein Gefühl für das „Umfeld“ zu bekommen, in dem sich euer Teenie-Kind nun digital bewegt. Man muss sich an die Art der Videos gewöhnen, auch wenn viele Inhalte faszinierend sind – besonders für Teens. Und an die Tatsache, dass man überhaupt nicht im Blick (und Griff) hat, welche Art der Inhalte angezeigt werden. Das bestimmt allein der Algorithmus.
  6. Regeln sind wichtig: Was darf gefilmt werden, was nicht? Stichwort: Keine freizügigen Videos, oder keine Videos, die eure privaten Räume zeigen, etc. Legt die Regeln gemeinsam fest!
  7. TikTok ist natürlich eine Form der Selbstdarstellung, was aber nicht zwingend heißt, dass die Kids immer zu sehen sein müssen. Es gibt auch eine Menge Möglichkeiten, die Videos mit anderen Dingen zu drehen. Kann auch echt witzig mit Haustieren sein!
  8. Fragt nach und lasst euch die Videos regelmäßig zeigen, die euer Kind dreht. Das ist ganz wichtig. Ich habe mir regelmäßig angesehen, was meine große Tochter filmt. So musste ich auch noch nie ein Video „verbieten“.
  9. Sprecht mit euren Kids regelmäßig über die App, weil ihr im Zweifel auch Nutzer blockieren oder melden könnt, in dem das Profil der betreffenden Person aufgerufen wird, dann findet ihr oben rechts drei Pünktchen und die Auswahl-Funktion. Clips, die im Feed auftauchen und als sexistisch, verstörend oder gewaltverherrlichend empfunden werden, können gemeldet werden. Hierzu auf den Pfeil rechts unten im Video klicken, dann das Fähnchen „melden“ anwählen.
  10. Ein Sache noch, die auch dafür spricht, dass eure Kids ein privates Profil haben sollten: Es geht um die Verletzung von Urheberrechten. Viele Songs, Filmszenen oder eingespielte Zitate sind urheberrechtlich geschützt und dürfen nach deutschem Recht natürlich nicht einfach so verwendet werden. Wenn die Kids Tiktok nur im Privatmodus nutzen, dürfte das keine Probleme darstellen.
  11. Nutzt den begleitenden Modus: Seit Frühjahr 2020 gibt es den„Begleitenden Modus“ für Eltern. Bei Aktivierung können Eltern den Account des Kindes mitverfolgen. Hierzu brauchen jedoch beide einen angelegten Account, Eltern wie Kind. Gekoppelt werden die Accounts dann über einen QR-Code. Die Funktion ist über die Einstellungen (Drei Punkte oben rechts …) zu finden, nach unten scrollen >> Begleiteter Modus anwählen.

  12. Schaut ggfl. in den Leitfaden für Eltern rein.

Es ist nicht schlimm, nicht alle Apps des Kindes zu verstehen. Ich halte es aber für schwierig, wenn Eltern so gar keine Ahnung haben, was online wirklich bei Kids und Teens abgeht. Daher habe ich meine Trainings, Elternkurse, veröffentlicht. Für einen umfassenden Überblick zu allen Digital-Themen für Kinder lege ich euch meine Online-Kurse ans Herz.


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Tipp: Auch Anna von Berlinmittemom.com hat ein Teeniemädchen. Ihre Kinder haben – bis auf die Kleinste – alle schon ein Handy. Seit Jahren schon ist Medienerziehung in der Familie ein Thema, der richtige Umgang mit digitalen Medien wird diskutiert und gelebt. Am Ende geht es immer um Regeln, und die hat die Familie festgelegt – bis zu dem Tag, an dem Soziale Netzwerke für das Teenie-Mädchen relevant wurden. Und dann war schnell klar: Es braucht zusätzliche Regeln, neue, andere – abgestimmt auf die Apps, die die Kids nutzen. Anna hat sie sich zusammen mit ihrer Tochter mit den Apps beschäftigt. Herausgekommen sind wirklich sinnvolle Social Media- und Instagram-Regeln, die ihr in ihrem Artikel „über selfies, authentizität und fame – unsere instagram-regeln für teenager“ nachlesen könnt.

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