Mein digitales Leben: Eine Schülerin erzählt

Heute habe ich mal einen ganz anderen Gastbeitrag hier auf meinem Blog. Er kommt von einem 16-jährigen Mädchen, die beschreibt, wie sie ihr digitales Leben lebt, das Smartphone nutzt, welche Apps ihr wichtig sind, und wie sie damals gelitten hat, als alle in der Klasse bereits ein Smartphone besaßen – außer sie. Mal so ein ganz anderer Einblick mit einer interessanten Sicht: 

mein digitales leben

Ich bin 16 Jahre alt und ein Mädchen. Heute wollte ich euch mal was über mein digitales Leben erzählen, da ich mir sicher bin, dass das vielen Erwachsenen gar nicht bewusst ist, wie es für uns Teenager ist.

Ich habe mein Handy seit 5 Jahren, also seitdem ich 11 Jahre alt bin.

Als ich auf die weiterführende Schule gekommen bin, hatte jeder ein Handy. Ja ihr hört es richtig: JEDER.

Nur ich hatte einen iPod mit meiner Musik, was vorher total ausreichend war, jedoch jetzt, wo alle um um mich herum ein iPhone besaßen, wollte ich natürlich auch eins.

Aber wie ist das eigentlich, wenn man eine der Letzten ist, die kein Handy haben?? Ich sag es euch: Wenn man in der 5. Klasse als einzige kein Handy besitzt, wird man ausgeschlossen. Traurig, aber wahr.

In der 5. Klasse war unser Klassenchat bei WhatsApp heiß begehrt. Dort werden Hausaufgaben reingeschickt, es kommen neue Informationen über unseren Schulalltag und natürlich auch lustige Sachen, die man nicht verpassen will.

Wenn man also nicht im Klassenchat ist, verpasst man alles. Am nächsten Tag reden dann alle in der Klasse von etwas Lustigem, was am Vorabend in den Klassenchat geschickt wurde, du jedoch hast keine Ahnung davon.

Ihr denkt jetzt vielleicht „Ach, das ist doch nicht so dramatisch“, aber falsch gedacht. Wir Kinder leben in der heutigen Digitalisierung. Was das für uns bedeutet? Es gibt immer mehr neue Apps, Trends und so und man will dazugehören und auch alles Neue ausprobieren. Ohne Handy in der 5. Klasse war ich „uncool”. Dann fragen die anderen: „Warum hast du kein Instagram, erlaubt dir das deine Mami nicht? Deine Eltern sind ja komisch!“ Sowas musste ich mir als kleine Fünftklässlerin anhören, weil ich mit gerade mal zehn Jahren eben kein riesen Smartphone hatte.

Ich kann mir vorstellen, dass die meisten Eltern sagen: „Warte noch mit dem Handy, du bist noch so klein“.  Ich möchte aber, dass Eltern darüber Bescheid wissen, wie es in Schulen abläuft und wie man als Kind zum Außenseiter wird. Kinder müssen aber auch die Gefahren eines Handys kennen, die mit 10 Jahren sehr hoch sind. Man hat mit 10 einfach keine Ahnung, was da im Internet richtig oder falsch ist. Man klickt irgendwelche Links an oder lädt sich Apps runter, die man nicht versteht. Und da müssen Eltern auf ihre Kinder aufpassen. Ich bin der Meinung, und so hat es meine Mutter bei mir auch gemacht, dass Kinder mit ihrem ersten Handy begleitet werden sollten. Ein Erwachsener muss ihnen das Handy einstellen, zeigen welche Gefahren es im Internet gibt und schauen, dass das Kind nicht aus Versehen mit einem 20-Jährigen schreibt, da viele sich jünger ausgeben, um mit kleinen Kindern zu schreiben.

smartphone bei kindern

Mobbing im Internet

Ein großes Problem ist auch Mobbing im Internet. In der Schule werden oft unvorteilhafte Fotos gemacht, von anderen, die das gar nicht wollen und schon landet es im Internet. Viele Kinder werden von mehreren online gemobbt, runtergemacht und bedroht. Die Kinder trauen sich nichts mehr, ihr Selbstbewusstsein schrumpft und meist fressen sie die ganzen Sorgen in sich rein und erzählen es keinem, weil sie Angst haben, dass es schlimmer wird. Man muss auf sich aufpassen. Und Eltern sollten vor allem am Anfang einen Blick auf das Kind und das Handy haben, damit sowas nicht passiert.

Ich will nicht sagen, dass man Kinder kontrollieren sollte, nein das auf gar keinen Fall, aber man sollte den Kindern eine richtige Einführung am Handy geben. Nicht nur einmal, halt mehrmals.  

Connection mit Freunden

Wir Teenager leben quasi mitten in der Digitalisierung. Sie ist ein großer Teil in unserem Leben und Eltern wollen ja auch an unserem Leben teilhaben. Für mich heißt das auch nicht, den ganzen Tag am Handy zu sein um Videos anzuschauen oder Spiele zu spielen. Es ist mehr. Einer meiner wichtigsten Punkte ist die „Connection“, weil ich über mein Handy mit all meinen Freunden verbunden bin.

Ich habe 2016 ein Mädchen in den Ferien kennengelernt. Wir haben Nummern ausgetauscht und sind immer noch befreundet, weil wir über unser Handy Kontakt halten können, indem wir uns schreiben oder facetimen. Face Time ist eine meiner häufigst genutzten Apps. Man telefoniert und sieht sich dabei, so als würde man gar nicht weit voneinander sein. Ich telefoniere auch oft in den Ferien mit meinen Freunden über diese App, wenn wir uns länger nicht gesehen haben. Face Time verbindet uns einfach. 

Ich lerne am Handy

Noch ein wichtiger Punkt zum Thema Handys: das Internet bietet eine große Anzahl an wirklich guten Lernvideos. Wenn ich was im Unterricht nicht verstehe, schaue ich mir Lernvideos zu den Themen an. Und es hat auch schon sehr vielen Kindern, die ich kenne, was gebracht. Außerdem werden Schulen immer digitaler, sodass mein Stundenplan in einer App auf meinem Handy ist.

Ich bekomme ständig Nachrichten von Fremden bei Instagram

Ein weiterer Punkt: Instagram. Für mich ist Instagram eine Plattform, um mich zu inspirieren. Ich sehe, was im Leben anderer abgeht, was ich persönlich sehr spannend finde. Man kann seinen Freunden folgen oder Stars von denen man ein Fan ist, aber auch der Familie, wenn man an unterschiedlichen Orten wohnt. Instagram birgt aber auch viele Gefahren wie Pädophile. Deshalb ist mein Account auf privat gestellt und sobald mich irgendwer anschreibt, den ich nicht kenne, blockiere ich. Ich glaube, da steckt dann jemand anderes dahinter, als der, der es scheint. Ich bekomme solche Nachrichten ständig, ständig. Ich gehe drauf und blockiere sie – dann hat sich die Sache für mich erledigt. Kinder sollten aber auch wissen, dass sie auch zur Polizei gehen können und wie überhaupt man andere blockiert. 

Instagram ist zwar gefährlich für unerfahrene, aber wenn man sich über die Gefahren bewusst ist, ist es eine sehr schöne Plattform, die Inspiration bringt und spannend ist.

Digitalisierung an unserer Schule

Ich hatte ja eben schon erwähnt, dass mein Stundenplan hauptsächlich online aufrufbar ist. Unsere Schule digitalisiert sich im Moment im Laufe des Jahres. Unsere Tafeln werden ausgetauscht und durch Smartboards ersetzt. Das sind digitale Tafeln, die man mit dem Computer verbinden kann. Darüber kann man dann einfach Videos oder Filme zeigen, in Mathe auch Grafiken darstellen und noch vieles mehr. Meiner Meinung nach eine wichtige und gute Investition jeder Schule.

Was jetzt, vor allem für mich sehr wichtig ist: die Oberstufe. Unsere Wahlbögen dazu werden auch nur noch online verschickt, sodass man nicht mit 100 Zetteln durch die Schule läuft, sondern alles in einem Link gespeichert hat.

Ausserdem will unsere Schule ein Schul-WLAN anschaffen, da unser Unterricht immer mehr digitalisiert gestaltet wird. Wir bekommen öfters die Aufgabe, etwas zu googeln, zum Beispiel zum Thema Erderwärmung. Jeder kann dann sein Handy rausholen und etwas dazu herausfinden. Organisatorische Schulinformationen werden seit einem Jahr nur noch über unsere Homepage geteilt oder unsere Schul-App.

Was ich jedoch gut finde bei der ganzen Digitalisierung in der Schule: Während des Unterrichts haben wir Handyverbot. Ich finde diese Maßnahme sehr wichtig, da ich denke, wenn wir dieses Verbot nicht hätten, wären wir sehr leicht abgelenkt und würden und weniger auf den Unterricht, mehr auf das Handy konzentrieren. In den Pausen ist unser Handy ebenfalls verboten, außer in unserer langen Mittagspause.

Wie wichtig finde ich die Digitalisierung?

Für mich, und eigentlich für alle meine Freunde, die wir in dieser Zeit aufwachsen ist die Digitalisierung sehr wichtig. Wir müssen jetzt vor allem in den Schulen auf die Zukunft vorbereitet werden. Später, wenn wir Erwachsen sind, wird alles auf digitaler Ebene stattfinden, deswegen bin ich der Meinung, dass es wichtig ist, früh damit anzufangen sich und seine Kinder darauf vorzubereiten.

Ein Handy besitzen heißt auch nicht nur, Informationen zu erhalten, sondern auch, sich zu informieren und sich weiterzubilden. Viele Apps helfen mir. Die VRS App hilft mir jeden Morgen, pünktlich in der Schule zu sein, da darüber mein Fahrplan angezeigt wird, auch wenn was geändert oder verspätet ist. Oder auch die Wecker App. Sie weckt mich und viele meiner Freunde jeden morgen. Nachts mache ich mein Handy aus.

Mein Tag am Handy

Nun werde ich euch einen Einblick in einen Tag von mir mit meiner Handynutzung geben: Morgens, wenn ich aufstehe, werde ich von meinem Wecker geweckt. Der klingelt erstmal paar mal, bevor ich aufstehe. Dann mach ich mich für die Schule fertig. Währenddessen höre ich Musik über mein Handy. Wenn ich dann fertig bin loszugehen, guck ich in meiner Schul-App, wann mein Unterricht beginnt und auf einer anderen App, wann mein Bus losfährt, also ob er pünktlich ist.

Auf meinem Schulweg höre ich mit meinen Kopfhörern Musik, und sobald ich in der Schule bin, schalte ich mein Handy aus. Nach der Schule gehe ich zum Bus und checke meine Nachrichten. Wenn ich zuhause bin und gegessen habe, gehe ich in mein Zimmer, mache Hausaufgaben und wenn ich dann etwas am Hausaufgaben-Thema nicht verstehe, gucke ich mir ein Video dazu an. 

Über mein Handy lese ich Nachrichten, stöbere auf Instagram und gucke YouTube oder auch mal Netflix.  

Wenn ich nach der Schule Sport mache, brauche ich mein Handy auch. Ich höre Musik, um mich zu motivieren. Das Handy spielt also in meinem Leben, wie auch bei anderen Teenagern eine wichtige Rolle. Viele können sich gar nicht mehr vorstellen, ohne das Handy das Haus zu verlassen. Ich schon, aber dauerhaft wäre das nichts für mich. 

Mein Handy gibt mir Sicherheit

Außerdem gibt mir das Handy auch Sicherheit. Mir hilft es, wenn ich im Winter im Dunkeln nach Hause komme, dann habe ich weniger Angst. Und wenn etwas ist, kann ich meine Mutter, Vater oder Freunde anrufen. Die Apps, die ich in meiner Freizeit am meisten nutze, sind Snapchat, Instagram, WhatsApp, Facetime, Pinterest, Netflix und YouTube. Mein Handy hilft mir ebenfalls morgens zu entscheiden, was ich anziehe, indem ich auf meine Wetterapp schaue.

Am Wochenende ist das alles natürlich etwas anders. Ich schlafe aus, ohne Wecker, aber wenn ich wach werde, schaue ich erstmal auf mein handy. Während des Tages verabrede ich mich dann über mein Handy mit Freunden und wir unternehmen etwas.

Am meisten aber nutze ich mein Handy, um Musik zu hören. Online-Spiele habe ich früher gespielt, jetzt ist mir das aber zu langweilig. 

Ich denke, das Handy ist nicht nur schlecht, weil man darüber Spiele spielen kann oder YouTube Videos guckt, sondern das Handy ist ein wichtiger Teil unseres Lebens. Man muss nur wissen, wie man es richtig nutzt und einstellt, dass einem nichts passiert. Das müssen die Eltern einfach alles erklären. 

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3 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort

  • Toll wie die 16jährige das im Griff hat. Ich denke in dem Alter zieht man sich die positiven Dinge aus dem Internet. Hatte sie noch keine schlechten Erfahrungen gemacht? Also bis auf die Nachrichten bei Instagram?

    Antworten
  • Christiane
    5. Juni 2019 20:51

    Liebe Leonie,
    ich finde es ganz toll dass du dich diesem so wichtigen Thema annimmst und mit uns diese wertvollen Berichte und Interviews teilst. Ich fühle mich schon viel sattelfester im Umgang mit digitalen Medien für meine Kids. Ein großes Dankeschön

    Antworten
  • Das Handy ist schon wichtig, auch für mich ist das undenkbar ohne zu leben. Ich bin 32 und brauche Internet. Die Frage ist immer, wie man das nutzt. Das Mädchen schein vernünftig zu sein. Bei uns sieht es ganz anders aus. Die Tochter meines Mannes liegt die ganze WE im Bett und guckt Netflix auf dem Tablett und schreibt mit Freunden über Handy. Wenn man versucht ihren Konsum an Netflix zu begrenzen, wird sie richtig aggressiv. Zum Essen kommt sie sporadisch, weil die Serie noch nicht zu ende ist und im Esszimmer darf sie das ganze nicht gucken, da wir das nicht gucken wollen. Und so insgesamt, ich finde es schrecklich, wenn Jugendliche sitzen mit Eltern oder ohne im Restaurant und sind nur mit dem Handy beschäftigt, vor allem nicht leise, sondern die gucken Videos als ob die allein da sitzen. Und die Tochter meines Mannes ist nicht einziger Beispiel die ich kenne. Wie überall gilt es, man soll nicht übertreiben. Dieses Jahr haben wir Reist mit Aida gebucht, damit es teilweise kein Internet im Urlaub gibt. Letzte Jahr in Warnemünde war unser Urlaub eine Katastrophe, man konnte das Kind gleich zu hause lassen, hätte sie genauso viel von Ferien gehabt.

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